Dem Rechtspopulismus entgegentreten
Workshop des Netzwerks gegen Rechts OberbergWarum Sprache wichtig ist
Viele Wiehler Grüne haben Anfang Dezember an einem Online-Workshop vom „Netzwerk gegen Rechts Oberberg“ teilgenommen, bei dem es vor allem um die aktuellen Probleme mit Rechtsextremen bei Corona-Leugner-Demos sowie den anscheinend hoffähig werdenden Rechtspopulismus ging.
Das große Interesse an diesem Workshop hatte einen triftigen Grund. Uns allen ist in der öffentlichen Diskussion, aber auch im privaten Umfeld in letzter Zeit eine unangenehme Sache aufgefallen: immer mehr Menschen, die sich von den Thesen der Coronaleugner und Coronaverharmloser angezogen fühlen, verwenden auch unreflektiert Schlagworte aus dem rechtspopulistischen Jargon. NS-Vergleiche sind geradezu eine Modeerscheinung geworden. Rechtsradikales, fremdenfeindliches Gedankengut mischt sich auf diesem Wege klammheimlich in unsere Alltagssprache. Manchen ist das nicht bewusst, manchen ist es egal.
Meinungsfreiheit ist ein wichtiges Grundrecht. Aber Meinungsfreiheit ist deswegen nicht grenzenlos. Unser Gesetz verbietet zum Beispiel Volksverhetzung (also etwa den Holocaust zu leugnen). Auch erwiesen unwahre oder bewusst falsche Informationen zu verbreiten ist keine Meinungsfreiheit! In Artikel 2 heißt es: „Jeder hat das Recht auf die freie Entfaltung seiner Persönlichkeit, soweit er nicht die Rechte anderer verletzt und nicht gegen die verfassungsmäßige Ordnung oder das Sittengesetz verstößt.“ Wann dies der Fall ist, müssen im Zweifel die Gerichte entscheiden.
Sprache hat viel mehr Macht, als uns bewusst ist. Sprache beeinflusst unsere Wirklichkeit, unsere Weltsicht, unsere Gefühle. Rechtspopulisten bringen Worte in unsere Alltagssprache, die gefährlich sind. Ein Begriff wie „Überfremdung“ beispielsweise erweckt ungute Gefühle. Die Vorsilbe „über“ deutet an, dass da zu viel von irgendetwas ist, und „fremd“ zieht eine Trennlinie zwischen einem „uns“ und „den anderen“. Allein die Verwendung solch eines Wortes schürt unterbewusst Ängste und eine Abwehrhaltung. Das ist es, was rechtspopulistische Sprache tut: Sie ändert unsere Sprache und damit unser Weltbild, indem sie menschen- und demokratiefeindliche Begriffe alltagstauglich macht. Diese Sprache ist es auch, die ein Fundament für die steigende Gewaltbereitschaft legt. Daher gilt: wenn man mit solchen Aussagen konfrontiert wird, darf man durchaus darauf hinweisen!
Wer mehr wissen will, kann sich dieses kleine Büchlein in unserer wunderbaren Wiehler Stadtbibliothek ausleihen: „Sprich es an – Rechtspopulistischer Sprache radikal höflich entgegentreten.“ Herausgegeben vom Verein Tadel verpflichtet! e. V. (Verlag Friedrich Oetinger 2020)
